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Teil IV: Branche und Märkte

2001 verabschiedete die EU ihre Richtlinie zur Förderung von Strom aus erneuerbaren Energien im Elektrizitätsbinnenmarkt. Diese Richtlinie ist noch immer die wichtigste gesetzgeberische Maßnahme weltweit zur Integration von Strom aus erneuerbaren Energien, darunter Windenergie. Die Richtlinie umfasst ein Richtziel von 21 Prozent des Endbedarfs in der EU, der 2010 über erneuerbare Energien gedeckt werden soll, und regelt die Strommärkte, auf denen diese gehandelt werden. Die Richtlinie ist in der Förderung erneuerbarer Energien, insbesondere der Windenergie, von überwältigendem Erfolg geprägt, und die Direktive ist der Hauptgrund für den weltweiten Erfolg der europäischen Branchen für erneuerbare Energien und die globale Führungsposition europäischer Windenergieunternehmen.

Die schrittweise Umsetzung der Richtlinie in den Mitgliedstaaten und die einstimmige Entscheidung des Europäischen Rates auf dem Frühjahrsgipfel im März 2007 für einen verbindlichen Anteil erneuerbarer Energien in der EU von 20 Prozent bis 2020 sind Schritte in die richtige Richtung und drücken das gesteigerte politische Engagement für die Branche aus. Bis zum Frühjahr 2009 soll eine neue Richtlinie auf der Grundlage eines Vorschlags der Europäischen Kommission vom Januar 2008 vom Europäischen Parlament und vom Europäischen Rat verabschiedet werden. Der Anteil erneuerbarer Energien in der EU würde damit von 8,5 Prozent im Jahr 2005 auf 20 Prozent im Jahr 2020 steigen. Damit muss im Jahr 2020 mehr als ein Drittel des Stroms in der EU aus erneuerbaren Energien stammen, gegenüber 15 Prozent im Jahr 2007. Dass die Windenergie den größten Beitrag zu dieser Steigerung leisten wird, ist bereits jetzt eindeutig.

Energiemix in der EU

Mit einer Gesamtleistung von insgesamt über 430 GW haben Wärmekraftwerke, zusammen mit großen Atom- und Wasserkraftwerken, lange das Rückgrat der Energieerzeugung in Europa gebildet. Aber Europa bewegt sich immer stärker von herkömmlichen Energiequellen weg, hin zu Technologien der erneuerbaren Energien (Kapitel IV.1). Zwischen 2000 und 2007 stieg die Gesamtleistungskapazität der EU um 200 GW auf 775 GW bis Ende 2007. Die bemerkenswertesten Verschiebungen in diesem Mix sind die Erhöhung der Gaskapazität auf 164 GW, die sich damit fast verdoppelte, und das Wachstum der Windenergiekapazität von 13 auf 57 GW, die sich mehr als vervierfachte.

Windenergie auf dem europäischen Energiemarkt

Die EU ebnet mit ihren politischen Maßnahmen den Weg für den Einsatz der Technologien für erneuerbare Energien. Die Windenergie hat sich dabei mit einer jährlichen Gesamtwachstumsrate von über 20 Prozent für die installierten MW zwischen 2000 und 2007 (Abbildung S.16) eindeutig als wichtige Energiequelle für den europäischen Energiemarkt etabliert. Windenergie macht über einen fünfjährigen Zeitraum 30 Prozent der gesamten in der EU installierten Kapazität aus und hat damit, nach dem Erdgas, in den letzten zehn Jahren den zweitgrößten Beitrag zur Installation von Kapazität in der EU geleistet (55 Prozent). Im Jahr 2007 stellte die Windenergie 40 Prozent der auf diesen Jahreszeitraum bezogenen in der EU installierten Kapazität. Die Windenergie kann damit einen höheren Anstieg als alle anderen Technologien zur Energieerzeugung in Europa, einschließlich Erdgas, verzeichnen.

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Abbildung S.16 Neue Leistungskapazität 2000-2007 (in MW)

Quellen: EWEA (2008); EWEA/Platts (2008)

Der Anteil der Windenergie ist auf über 10 Prozent der installierten Gesamtkapazität und bei fünf europäischen Märkten - Deutschland, Spanien, Dänemark, Portugal und Irland - auf über 5 Prozent des nationalen Strombedarfs angewachsen, wobei der Anteil in Spanien und Dänemark sogar mehr als 10 Prozent beträgt.

Die aktuelle Lage auf dem Windenergiemarkt der EU

Die in der EU installierte Windkraftkapazität ist in den letzten 11 Jahren jährlich um durchschnittlich 25 Prozent gestiegen: von 4.753 MW im Jahr 1997 auf 56.535 MW 2007 (Kapitel IV.2). Bezogen auf die jährlich installierte Kapazität ist der Markt der EU für Windenergieanlagen jährlich um 19 Prozent gewachsen: von 1.277 MW in 1997 auf 8.554 MW im Jahr 2007. 2007 bildete Spanien den mit Abstand größten Markt für Windenergieanlagen, gefolgt von Deutschland, Frankreich und Italien. In acht Ländern sind mittlerweile über 1000 MW installiert: Deutschland, Spanien, Dänemark, Italien, Frankreich, Großbritannien, Portugal und die Niederlande. Die drei Pionierländer der Windenergie Deutschland, Spanien und Dänemark weisen 70 Prozent der in der EU installierten Windkraftkapazität auf (vgl. Abbildungen S.17 und S.18).

Die mehr als 56.000 MW an Windenergie-Gesamtkapazität, die Ende 2007 in der EU installiert waren, decken in einem Jahr mit durchschnittlichen Windverhältnissen 3,7 Prozent des Strombedarfs der EU-27-Länder.

Über Offshore-Anlagen erzeugte Windenergie stellte dabei mit 1080 MW, die Ende 2007 installiert waren, einen Anteil von 1,9 Prozent der in der EU installierten Kapazität und machte EU-intern 3,5 Prozent der Stromerzeugung aus Windenergie aus. Der Markt bewegt sich weiterhin unterhalb seines Stands von 2003 und hat sich langsamer als erwartet entwickelt.

[!Abbildungen S.17 und S.18 einfügen!]

Abbildung S.17 Anteile der Mitgliedstaaten an neuen Kapazitäten (2007)

Quelle: EWEA (2008)

Abbildung S.18 Marktanteile der Mitgliedstaaten Ende 2007 an der Gesamtkapazität

Quelle: EWEA (2008)

Tabelle S.4 Gesamte installierte Windenergie in der EU und Prognosen für 2010 (in MW)

GESAMT INSTALLIERT                
Land 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2010

Österreich

77 94 140 415 606 819 965 982 1200
Belgien 13 32 35 68 96 167 194 287 800
Bulgarien         10 10 36 70 200
Zypern     0 0 0 0 0 0 0
Tschechien     3 9 17 28 54 116 250
Dänemark 2417 2489 2889 3116 3118 3128 3136 3125 4150
Estland     2 2 6 32 32 58 150
Finnland 39 39 43 52 82 82 86 110 220
Frankreich 66 93 148 257 390 757 1567 2454 5300
Deutschland 6113 8754 11,994 14,609 16,629 18,415 20,622 22,247 25,624
Griechenland 189 272 297 383 473 573 746 871 1500
Ungarn     3 3 3 17 61 65 150
Irland 118 124 137 190 339 496 746 805 1326
Italien 427 682 788 905 1266 1718 2123 2726 4500
Lettland     24 27 27 27 27 27 100
Litauen     0 0 6 6 48 50 100
Luxemburg 10 15 17 22 35 35 35 35 50
Malta     0 0 0 0 0 0 0
Niederlande 446 486 693 910 1079 1219 1558 1746 3000
Polen     27 63 63 83 153 276 1000
Portugal 100 131 195 296 522 1022 1716 2150 3500
Rumänien     1 1 1 2 3 8 50
Slowakei     0 3 5 5 5 5 25
Slowenien     0 0 0 0 0 0 25
Spanien 2235 3337 4825 6203 8264 10,028 11,623 15,145 20,000
Schweden 231 293 345 399 442 510 571 788 1665
Großbritannien 406 474 552 667 904 1332 1962 2389 5115
Gesamt EU** 12,887 17,315 23,098 28,491 34,372 40,500 48,031 56,535 80,000

Anmerkung: *Ab 2004 EU-25, ab 2007 EU-27.

Quelle: EWEA (2008)

Europäische Windbranche: Akteure und Investitionsentwicklungen

Das sensationelle Wachstum der Windkraft als Einsatzgebiet für Investitionen in neue Energieerzeugungskapazitäten hat ein breit gestreutes Spektrum an Akteuren über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg angezogen (Kapitel IV.3). Die Palette reicht von lokalen, standortbezogenen Ingenieurbüros bis hin zu global agierenden, vertikal integrierten Versorgungsunternehmen - sie alle haben zur Erfolgsgeschichte der Windenergie in Europa beigetragen.

Europa ist die Region, die den Weg für eine großflächige Integration von Windenergie in großem Maßstab bereitet hat, und hier herrscht unter rund einem Dutzend Anbietern auch der härteste Wettbewerb um Marktanteile. Der europäische Markt ist hinsichtlich der Anteilsverteilung extrem stabil; seit einer Konsolidierungsphase führender Anbieter in den Jahren 2003 und 2004 haben sich nur wenige größere Verschiebungen ergeben. Von 2004 bis 2007 hielten drei Unternehmen einen Marktanteil von jeweils durchschnittlich 15 Prozent der jährlich neu hinzugekommenen MW, gefolgt von vier Akteuren mit Anteilen zwischen 5 und 10 Prozent.

Das Supply Chain Management bildet einen Schlüsselfaktor im Wettbewerb innerhalb der Lieferung von Windenergieanlagen. Den Beziehungen von Anlagenherstellern und Bauteillieferanten kommt mittlerweile eine entscheidende Bedeutung zu. Diese Beziehungen unterlagen während der letzten drei Jahren immer größeren Belastungen, da die rapide ansteigende Nachfrage kürzere Anlaufzeiten, höhere Investitionen und eine größere Beweglichkeit bei der Wertschöpfung in einer rasch wachsenden Branche erforderlich gemacht hat.

Darüber hinaus erfährt die Wertschöpfungskette der europäischen Windenergie dynamische Verlagerungen durch Umverteilungen beim Eigentum der Vermögenswerte, Wettbewerb um Wachstum auf bereits stärker gesättigten Märkten und Anstrengungen der Akteure um die Vergrößerung des Maßstabs in einem immer stärker auf ganz Europa ausgerichteten Umfeld.

Die wachsende Zahl von Akteuren mit Interesse an Entwicklung, Besitz und Betrieb von Windkraftanlagen hat die Qualität des Wettbewerbs verändert, der verstärkt anhand der Schlüsselelemente Kenntnis der lokalen Marktbedingungen, technisches Fachwissen und Finanzkraft über die Positionierung in der Wertschöpfungskette entschieden wird.

Positionierung der Hauptakteure

Die Verlagerungen bei der Eigentumsverteilung der Vermögenswerte im Bereich Windkraft in Europa zeigen klar die räumliche Expansion und den vergrößerten Maßstab der Branche. Während sich die Branche Ende der 90er Jahre auf Dänemark und Deutschland und Einzelanlagen in Hand von Landwirten konzentrierte, zählen heute Dutzende multinationale Akteure mit mehreren GW installierter Kapazität zu den Eigentümern. Heute sind für die Struktur des Marktes in Europa fünf Hauptgruppen kennzeichnend:

  1. Versorgungsunternehmen;
  2. Die größten unabhängigen Stromerzeuger Europas;
  3. unabhängige spanische Stromerzeuger;
  4. deutsche Investoren;
  5. andere europäische Investoren/unabhängige Stromerzeuger.

Der am stärksten ausgeprägte Trend der vergangenen fünf Jahre ist die steigende Präsenz von Versorgungsunternehmen in der Branche. Der Anteil von Versorgungsunternehmen an der gesamten installierten Windkraftkapazität stieg von 17 Prozent im Jahr 2002 auf 25 Prozent in 2007. Der größte Sprung ereignete sich in den Jahren 2005 und 2006, als die größten Windenergieversorger jährlich neu installierte Kapazitäten von deutlich mehr als 500 MW verzeichneten.

Geplante Investitionen

Für den Zeitraum 2007 bis 2010 gaben die MW-bezogen 15 größten Energieversorger und unabhängigen Stromerzeuger über 18 GW in der Planung an. Ausgehend von den gegenwärtigen Kostenschätzungen pro installiertem MW entspricht dies Investitionen in Windenergieanlagen von gut 25 Milliarden Euro. Insgesamt wird für den europäischen Windenergiemarkt bis 2010 ein Wachstum von mehr als 9 GW pro Jahr erwartet. Das entspricht jährlichen Investitionen von über 10 und bis zu 16 Milliarden Euro.

Angesichts der kontinuierlichen Einbindung dieser Technologie in den allgemeinen Energiemarkt kann gesagt werden, dass sich der europäische Windenergiemarkt samt seinem Umfeld mittlerweile zu einer ernst zu nehmenden Kraft entwickelt hat. Obwohl die Windkraft auf Märkten wie Deutschland, Spanien und Dänemark neben den herkömmlichen Energiequellen zu einem festen Bestandteil im Energiemix avanciert ist, steht die Branche weiterhin einer doppelten Herausforderung gegenüber: Die Windenergie konkurriert nicht nur mit anderen erneuerbaren Energien, sondern muss sich darüber hinaus bei großen Energieerzeugern, die ihre Portfolios erweitern und diversifizieren möchten, als gute Wahl behaupten.

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Die Situation auf globalen Windenergiemärkten

Die in Kapitel IV.4 behandelte globale Windenergiebranche installierte 2007, ihrem bisher erfolgreichsten Jahr, 20.000 MW. Durch diese Entwicklung, mit den USA, China und Spanien an der Spitze, erhöhte sich die installierte Kapazität auf 93.864 MW weltweit. Das entspricht einer Steigerung von 31 Prozent gegenüber 2006 und einer Steigerung der weltweit installierten Kapazität von rund 27 Prozent.

Die führenden Länder in Bezug auf die installierte Kapazität sind Deutschland (22,3 GW), die USA (16,8 GW), Spanien (15,1 GW), Indien (7,8 GW) und China (5,9 GW). Der wirtschaftliche Wert des globalen Windenergiemarktes belief sich 2007 auf 25 Milliarden Euro (37 Milliarden US-Dollar) für neue Erzeugungsanlagen und führte zu einer Gesamtinvestition von 34 Milliarden Euro (50,2 Milliarden US-Dollar).

Europa bleibt weiterhin der führende Markt für die Windenergie: Neuinstallationen machten 43 Prozent der weltweiten Gesamtsumme aus, und europäische Unternehmen lieferten 2007 66 Prozent der Windenergiekapazität.

Märkte in USA und China wachsen weiterhin stark

Die USA gaben für 2007 den Rekord von 5.244 MW installierter Kapazität an, die sich damit gegenüber den Zahlen für 2006 mehr als verdoppelt hat und für 2007 über 30 Prozent der neuen Stromerzeugungskapazität stellte. Die gesamte Erzeugungskapazität der Windkraft wuchs in den USA im Jahr 2007 um 45 Prozent, womit die insgesamt installierte Kapazität jetzt 16,8 GW beträgt. Während Windenergie in der EU 2008 jedoch ca. 4 Prozent des Strombedarfs deckte, erzeugten US-amerikanische Windparks im selben Jahr rund 48 Milliarden kWh Strom und decken damit nur gut 1 Prozent des Stromverbrauchs in den USA.

China vergrößerte die Windenergiekapazität im Laufe des Jahres 2007 um 3.449 MW. Im Vergleich zu 2006 entspricht das einem Marktwachstum von 156 Prozent, und China belegt nun mit über 6.000 MW Ende 2007 den fünften Rang bei der insgesamt installierten Windenergiekapazität. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Entwicklung sich noch in den Anfängen befindet und das eigentliche Wachstum in China noch gar nicht stattgefunden hat. Europäische Hersteller sind zur Ausschöpfung dieses Potenzials gut positioniert.

Hindernisse bei Verwaltung und Netzzugang

Der Integration von Strom aus erneuerbaren Energiequellen in den europäischen Elektrizitätsmarkt steht eine Reihe von Hindernissen gegenüber. In Kapitel IV.5 werden am Beispiel von vier EU-Mitgliedstaaten die Hindernisse, die bei der Beantragung von Baugenehmigungen, Flächennutzungsgenehmigungen und Netzzugang auftreten, aus der Perspektive eines Entwicklers erläutert.

Hürden sind immer dann vorhanden, wenn die Verfahren, an die sich die Projektentwickler halten müssen, nicht kohärent festgelegt sind. Dazu zählen auch mangelnde Transparenz und überzogene behördliche Anforderungen. Solche Hindernisse bestehen in allen EU-Mitgliedstaaten, aber die Auswirkungen auf die Bereitstellung erneuerbarer Energien unterscheiden sich von Land zu Land. Behördliche, gesellschaftliche und finanzielle Hürden und Konflikte beim Netzanschluss schränken die Wettbewerbsfähigkeit der Windenergie auf dem europäischen und dem globalen Markt auf ernst zu nehmende Weise ein.

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